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Italien, 1559. Violante, Herzogin von Paliano und der junge Marcello Capecce werden Opfer zweier Ehrenmorde, nachdem Violantes Gatte Giovanni Carafa von der vermeintlichen Affäre der beiden erfährt. Da Carafa Neffe von Papst Paul IV. ist, zieht die Blutfehde politische Folgen in Rom nach sich ...

Ausgehend von einer literarischen Adaption Stendhals der historisch verbürgten Ereignisse, seziert die österreichische Autorin Judith N. Pfeifer die Verstrickungen der einem Mafia-Clan ähnelnden Carafa-Familie, die bis zum Tod von Papst Paul IV. die mächtigste Familie Roms war. Wie ihr Prosadebüt "Zwischen" (vgl. ID-A 51/14) zeichnet sich auch "Violante" durch Pfeifers versiert-verspielte Sprache und souveräne, wie ein Mosaik angelegte Erzählstruktur aus. Wie sie den Ehrenmord, dessen Genese und die moralische Dekadenz im Rom der Renaissance in fein beobachtete und scharfsinnig analysierte Einzelteile zerlegt und diese durch kulturgeschichtliche Querverweise in einen aktuellen Bezug zu setzen weiß, ist kunstvoll, anregend und dank ihres großen Erzähltalents spannend zugleich. Sprachphilosophische Aphorismen bereichern den Text: "In Bücher sind Wörter. Die Wörter sind in den Erzählungen. Die Erzählung macht einen Satz in ein anderes Jahrhundert." Diese ungewöhnliche Novelle sei allen größeren Beständen ans Herz gelegt, wobei diese vielversprechende Autorin überall Entdecker ihrer Kunst verdient hat.