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Die sprachlich brillante und gedanklich anspruchsvolle Beschwörung des römischen Dichters Ovid, dessen Hauptwerk, die "Metamorphosen", hier wahrhaft verzaubernde Kraft gewinnt: das Schicksal des Ovid in der Verbannung am Schwarzen Meer als Allegorie auf Staatswillkür und Einsamkeit des Menschen.

Der Römer Cotta, ein Verehrer des Dichters Naso/Ovid, reist nach Tomi, um Gerüchten vom Tod des verbannten Regimekritikers nachzugehen. Er gelangt in eine "eiserne Stadt", das "Kaff" Tomi, das mit den Figuren aus Ovids Metamorphosen bevölkert ist, findet aber nur Spuren des Dichters, nicht ihn selbst. Von den Bewohnern erfährt er dessen Geschichten, die er sammelt und herausgeben will, da der Dichter die Originale vor seiner Verbannung verbrannte. Die Suche nach Naso und dessen Werk steht im Zentrum der Erzählung. Cotta trifft dabei auf die verrohten, abgestumpften und desinteressierten Bewohner Tomis; die Menschen der letzten Welt haben sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Unter ihnen lebend verändert sich der vernunftorientierte Römer und droht verrückt zu werden. Ransmayr siedelt seine Darstellung in einem zeitlosen Handlungsraum an, der voller Anachronismen ist. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, prophezeit Ransmayr 1988, wann sich die Menschen selbst vernichten. Der Autor liest seinen bildhaften, kunstvoll geschriebenen düsteren Roman (vgl. ID 40/88) im Gestus des abgeklärten Beobachters.