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Schweden zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Nichts gleicht dem heutigen Wohlfahrtsstaat, Hunger und Kälte bestimmen den Alltag der bäuerlichen Gesellschaft. Auch die 17-jährige Hanna muss dies am eigenen Leibe erfahren. Sie verlässt ihr Elternhaus, um sich im weiteren Verlauf der Geschichte alleine durchzuschlagen. Über Umwege und weitere Schicksalsschläge gelangt sie schließlich in die portugiesische Kolonie Mozambique. Dort heiratet sie nach nur wenigen Monaten den Besitzer des größten Bordells der Hauptstadt. Als dieser kurze Zeit später stirbt, wird sie als Haupterbin Besitzerin des stolzen Lusthauses. Als Leiterin des Bordells erfährt sie schnell, dass sie zwischen weißem Rassismus und den geschäftlichen sowie freundschaftlichen Beziehungen zu den schwarzen Prostituierten gefangen ist. Hannas Naivität verleitet sie dazu, sich mit Enthusiasmus gegen den blanken Rassismus zu stellen, wodurch sie auf beiden Seiten Unverständnis auslöst.

 

Das Leben als schmutziger Engel

 

Durch Hannas schwierigen Umgang der eigenen Identität in Zeiten des ungehemmten und strukturellen Rassismus, zeigt Mankell, dass schon damals die Figur des "schmutzigen Engels" durchaus präsent war: Die ständige Konfrontation mit der eigenen Rolle und der dadurch entstehende Unwille sich auf eine Rasse oder Position definieren zu lassen.

 

Mit "Erinnerung an einen schmutzigen Engel" betritt Henning Mankell nicht unbedingt thematisches Neuland. Trotzdem schafft er es, die komplexe Rolle Hannas zwischen zwei Welten glaub- und lebhaft zu schildern. Darüber hinaus gelingt es ihm, das historische Material der Geschichte für eine zeitgenössische Diskussion über Identität und Rollenverteilung zu öffnen. "Erinnerung an einen schmutzigen Engel" ist daher nicht nur ein absolutes Muss für Liebhaber von Henning Mankells sogenannten "Afrika-Romanen", sondern auch für Gegner einfach gestrickter Klischees.