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Marthes Träume verdichten sich zur Vision eines Mordes, der zunehmend gewiss erscheint. Doch die vermeintliche Seherin ist blind für das, was um sie herum tatsächlich geschieht ...

Marthe Vogelsangs Träume, Gedankenkreise, Tagfantasien weiten und öffnen sich zur Endlosspirale fortlaufender Erinnerungen und Beobachtungen, verschlingen und verknoten sich bis hin zur Vision eines Mordes, der bald gewiss erscheint. In sich verdichtender magischer Stimmung verrätselt sich zunehmend, wer das Mordopfer sein könnte, wer gemordet haben könnte. Gespenstisch, wie eine Stimme aus dem Off, nistet sich Marthe ein in Herzen und Hirne anderer, seziert deren Gefühle, erkennt schließlich den Toten und die Mörderin. Doch die vermeintliche Seherin ist blind für das, was tatsächlich um sie herum geschieht, das Drama wird zur Groteske: Geliebte ihres Ehemannes die vermeintliche Mörderin, munter der geträumte Tote, verlassen Marthe. Allein - und endlich frei, mit der Niederschrift ihres Romans über einen Mord zu beginnen ... Regula Venske (zuletzt BA 6/05) dürfte überall bekannt sein, "Marthes Vision" kreißt streckenweise angestrengt, ohne zu gebären, um gleich darauf unentrinnbar suggestiv in düstere Maare hineinzuziehen. Leicht liest sich das nicht, doch wer der Stimmung verfallen kann, bleibt dran.