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Eine Anthologie, die beweist, dass Lyrik auch in Zeiten multimedialen Dauerfeuers auf das Tiefste zu bewegen vermag.

530 deutsche Gedichte: eine persönliche Auswahl, wie der Herausgeber betont, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, gesammelt über die Jahre. Als wichtigstes Kriterium nennt er, dass ein Gedicht den Leser unmittelbar anrührt, verstört oder bezaubert. Dies wird jeodch erst durch Originalität des Gedankens und formale Disziplin des Dichters möglich. So trifft der Leser dieser Anthologie folgerichtig auf alte Bekannte, Verse, die deutsches Kulturgut geworden sind: "Bedecke deinen Himmel, Zeus ...", aber auch auf wirkliche Fundstücke. Angenehm ist die Ordnung der Texte nach Themen wie "sehnen und suchen" oder "aufbegehren und bezeugen". So steht Huch neben Gryphius, Brecht neben Eichendorff. Wer Wermutstropfen suchen will, findet sie in dem etwas schulmeisterlichen Ton der Vorbemerkungen zu den Themen und darin, das einige Dichter wie Paul Celan oder junge Gegenwartslyrik ganz fehlen. Dennoch eine hochwertige Auswahl, die beweist, dass uns eine Handvoll Wörter auch in Zeiten multimedialen Dauerfeuers, auf das Tiefste zu bewegen vermögen. Allen Bibliotheken gerne, Schulbibliotheken unbedingt empfohlen.