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Hanna ist mit acht Jahren verstummt. Ihre Mutter sucht Hilfe bei einem Therapeuten, der einen Zusammenhang mit ihrer eigenen Lebensgeschichte vermutet und unversehens mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.

Der vielseitige Autor und viel beschäftigte Sprecher legt nach seiner mehrbändigen Krimireihe um den Ermittler Swoboda (vgl. zuletzt "Der Fall", ID-A 39/14) einen Roman zum Thema sexueller Missbrauch vor. Die Künstlerin Lenja wendet sich an den Psychotherapeuten Sahlfeldt, weil ihre Tochter Hanna mit 8 Jahren verstummt ist. Dieser ahnt zwar einen Zusammenhang mit Lenjas Lebensgeschichte, doch sie vermag aus Schuld und Scham ihr Geheimnis bis zuletzt zu hüten. Doch existiert Hanna wirklich, oder ist sie nur Ergebnis einer Persönlichkeitsspaltung, ein Phantasma, das der Mutter bei der Bewältigung ihres Traumas hilft? Heidenreichs Romane waren schon immer psychologisch gut fundiert, doch mit diesem Buch über eine in Schmerz und Rachegedanken verstrickte Frau und einen Therapeuten, der über der Konsultation mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, gelingt ihm ein spannungsvoll aufgebautes Kabinettstück um eine doppelte Aufarbeitungsgeschichte, die zugleich Möglichkeiten und Grenzen der Psychotherapie auslotet. Eine einfühlsame, subtile Prosa von mitunter kammermusikalisch anmutender Intensität.