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Im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit ist nicht der Frieden ausgebrochen, zwischen den Menschen herrscht Krieg. Flugzeuge stürzen ab, Züge entgleisen, ein Waisenhaus brennt. Kinder gründen eine neue Religion. Siebert wartet auf Marga, doch sie ist weg, ihr Körper nicht mehr auffindbar.

Dieser breit zu empfehlende, auf eine interessante Art anstrengende Roman erzählt vom Wandel der Dinge bei gleichzeitiger Beständigkeit des Ortes. Er erzählt, quasi im Unterfutter des 544 Seiten und XII Bücher umfassenden Wälzers, von der Unfähigkeit vieler Menschen, Zeitgeschichte auf eine Art zu begreifen, die einen lebenspraktischen Nutzen nach sich ziehen kann. Witzel (zuletzt "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager", ID-B 17/15) liefert hier keine stringente Geschichte. Sein Roman funktioniert wie ein Bild, das genau dieses Bild noch einmal zeigt. Die Protagonisten, das ist ein fragender Stimmenchor in einer Stadt ohne Namen, und die Erzähler der Nachkriegszeit versuchen zu benennen, was wirklich passiert ist in den Jahren der Barbarei. Da sind der junge Siebert und der alte, da ist Marga, und da sind die Perspektiven, die das Erzählte mit persönlichen Erfahrungen verfälschen. Objektivität ist ein Witz, es gibt bloß Fakten und die Tricks, die die Erinnerung in menschlichen Gehirnen spielt. Ein Buch wie ein Zettelkasten. Starke, dabei aber schwere Kost.