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Anna hat eine massive Essstörung. Die estnische Mutter der Finnin bläute ihr schon als Kind ein, ihre Herkunft zu verleugnen, um nicht als "russische Hure" angesehen zu werden. Die Geschichte ihres baltischen Familienzweigs ist bis zur Perestroika von Besatzung, Denunziation und Übergriffen geprägt.

Nach dem mit mehreren nordischen Preisen ausgezeichneten Roman "Fegefeuer" (BA 10/10), der in 43 Ländern veröffentlicht und nun auch verfilmt worden ist, erscheint dieser beeindruckende estnisch-finnische Familien- und Gesellschaftsroman, der die Zeit von 1945 bis 1999 kritisch beleuchtet. Im Zentrum stehen Anna (Tochter einer Estin + finnischer Vater), ihre Mutter Katariina und die Oma Sofia. Annas Mutter verbietet ihr, Estnisch zu sprechen; außerdem darf sie kein Wort über ihre gemeinsamen Besuche bei der estnischen Oma verlieren. Denn alle Estinnen gelten in Finnland als Huren und eine Diplom-Ingenieurin wie Katariina als Ingenieurskuh bzw. als nichts. Alles ist streng reglementiert: Für Reisen benötigt man ein Auslandsvisum, das nur Blutsverwandte erhalten. In der Schule gibt man geschönte Stammbäume an; Schlangestehen, Bückware, Spitzelwesen sind normal. Anna reagiert auf die unmenschlichen Zwänge mit einer Bulimie. Beklemmend geschildert: Die gesellschaftlichen Restriktio